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Letter from Munich – 029

Letter from Munich – the Joseph Affair – 29

EINE DEUTSCHE FASSUNG STEHT WEITER UNTEN.

27 July 2001

Dear Mr. Graf, dear friends,

A continuation of the letter of last week:

It appeared to the entire country that the family would finally see justice done. Saxony’s Prime Minister, Kurt Biedenkopf, one of the leaders in the CDU, Germany’s conservative opposition party at the federal level, appeared supportive and sympathetic. The entire affair, though, was considered by some to be a personal embarrassment for Biedenkopf. He is not only the Prime Minister of Saxony, but is said to have ambitions for the German presidency, a largely ceremonial office but one that carries with it enormous prestige. The affair was also considered humiliating for Biedenkopf because he is also the de facto head of the CDU in Saxony. Whoever heads the CDU in Saxony controls and is responsible for everything in the entire state, since that party forms a kind of shadow government, in and out of power, one that extends to almost all areas of life, including all but a few areas of civil responsibility.

The Drs. Kantelberg-Abdulla ended their talk with Chancellor Schroeder, whom they have described as friendly and sympathetic. They even received a telephone number through which one of his representatives might be reached at any time if they had problems. They then returned to Saxony House, where they had been staying. Here, however, events began to move in a different direction.

Reports in the German media indicated that the family had been given an opportunity to rest in a remote cloister in Bavaria, under pastoral care and with “psychological counselling.” They were hundreds of kilometers from their home, in a German federal state whose conservative prime minister, coincidentally, has close ties with his counterpart in Saxony, Kurt Biedenkopf.

However, this episode of the stay in Bavarian cloister is described somewhat differently by the parents themselves, than the way it was depicted in the media. The parents report that after meeting the Chancellor, when they returned to CDU territory in Saxony House, they were told that “for their safety and security” they would be taken out of Berlin. They responded that no place could be safer or more secure than the German capital itself. At the very least, they wished to return to their home in Sebnitz. They were left with the impression, though, that they had no choice – and this impression was probably not difficult to give to a rather obedient German woman and a man who had grown up in an Arab dictatorship. They were pressured into an armor-plated car by a group of men that they describe in terms reminiscent of the Stasi functionaries – some might refer to them as thugs — who were once responsible for security when Saxony was a part of the GDR.

This letter will be continued next week.

Sincerely yours,

Robert John Bennett

Mauerkircherstrasse 68

81925 Germany

Telephone: +49.89.981.0208

E-Mail: rjbennett@post.harvard.edu

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Since many recipients of this letter may read German more easily than they read English, the following is the author’s own translation of the above letter. Please note that word-processing programs outside of German-speaking countries may not display all of the letters of the German alphabet correctly.

Bitte vergessen Sie nicht, dass der Autor dieses Briefes Autodidakt ist, was die deutsche Sprache betrifft, und er weiß, dass die folgende Übersetzung viele Fehler enthält. Er hofft aber, man werde diese Fehler übersehen, um hinter den Fehlern das sehen zu können, was in diesem Schreiben und in dieser Affäre von zentraler Bedeutung ist.

München, den 27. Juli 2001

Sehr geehrter Herr Graf, sehr geehrte Freunde,

die Fortsetzung des Briefes von letzter Woche:

Der ganzen Bundesrepublik schien es, dass die Familie Kantelberg-Abdulla endlich gerecht behandelt werden würde. Kurt Biedenkopf tat, als ob er hilfreich und mitfühlend wäre. Die ganze Affäre aber wurde in gewissen Kreisen als eine für Biedenkopf persönlich peinliche Situation betrachtet. Nicht nur ist Biedenkopf sächsischer Ministerpräsident, sondern auch ist er von dem Ehrgeiz erfüllt, der Meinung vieler nach, Bundespräsident zu werden. Die Affäre Joseph war für ihn eine Demütigung, weil er auch De-facto-Parteichef der sächsischen CDU ist. Wer CDU-Parteichef in Sachsen ist, der kontrolliert alles in diesem Land und ist für alles verantwortlich, da die CDU eine Art Schattenregierung ist, nicht nur in Sachsen sondern anderswo in Deutschland, ob sie an der Macht ist, oder nicht. Außerdem dehnt sich der Macht der Sachsen-CDU auf alle Bereiche des Lebens, einschließlich fast aller Gebiete des Zivillebens. Was in anderen Ländern undenkbar sein mag, ist oft in Deutschland normal.

Herr Dr. Abdulla und seine Frau beendeten ihr Gespräch mit dem Bundeskanzler, und später sagten sie, dass sie ihn für sehr freundlich und verständnisvoll gehalten haben. Sie erhielten auch eine Telefonnummer, wodurch ein Vertreter des Bundeskanzler zu jeder Zeit erreicht werden könnte, wenn die Kantelberg-Abdullas Probleme hätten. Dann kehrten sie in das Sachsen-Haus zurück, wo sie bis dann in Berlin beherbergt worden waren. Hier aber fingen die Ereignisse an, sich in eine andere Richtung zu bewegen.

Berichte in den deutschen Medien haben den Eindruck vermittelt, dass der Familie die Möglichkeit angeboten worden war, sich in einem entlegenen bayerischen Kloster auszuruhen, damit sie seelsorgerisch und „psychologisch“ betreut werden könnten. Wie sich nachher herausstellte, waren sie Hunderte Kilometer von ihrem Zuhause entfernt, in einem deutschen Bundesland, dessen Ministerpräsident zufällig ein sehr gutes Verhältnis zu Kurt Biedenkopf hat.

Diese Episode des Aufenthalts in einem bayerischen Kloster jedoch wird in auch anderer Hinsicht von den Kantelberg-Abdullas selbst etwas unterschiedlich beschrieben, als sie in den Medien dargestellt wurde. Die Eltern sagen, nach dem Gespräch mit dem Bundeskanzler, als sie in das CDU-Gebiet des Sachsen-Hauses zurückkehrten, hat man ihnen gesagt, dass sie „zu ihrer Sicherheit und zum Schutz“ gegen ungenannte Gefahren aus Berlin gebracht werden würden. Sie erwiderten, dass es keinen anderen Ort geben könnte, wo sie sicherer sein würden, als in der Bundeshauptstadt. Das Mindeste, was sie wollten, war nach Hause zurückfahren zu können. Bei ihnen aber erweckte man den Eindruck, als ob sie keine andere Wahl hätten, einen Eindruck, der bei einer etwas gehorsamen Deutschen und ihrem Mann, der in einer arabischen Diktatur aufwuchs, wahrscheinlich leicht zu erwecken war. Sie wurden von einer Gruppe Männer dazu gedrängt, in einen gepanzerten Wagen einzusteigen, von Männer, die die Eltern in Worten darstellen, die einen an Stasi-Funktionäre erinnern. Einige Menschen würden diese Männer vielleicht als Schläger statt Funktionäre bezeichnen – Schläger, die für Staatssicherheit zuständig waren, als Sachsen immer noch ein Teil der DDR war.

Die Fortsetzung dieses Briefes folgt nächste Woche.

Mit freundlichen Grüßen

Robert John Bennett

Mauerkircherstrasse 68

81925 Germany

Telephone: +49.89.981.0208

E-Mail: rjbennett@post.harvard.edu

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